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Mulatas y Mulatas – die Tropicana-Show

Ich hatte es geschafft und war auch gründlich geschafft! Eigentlich wollte ich nur noch schlafen, jetzt schnell in die Hotel-Heia, vielleicht noch einen klitzekleinen Mojito, um den Staub der Altstadt von der Zunge zu spülen.
Da kam der Anruf von Roberto.
Hola, Arnulfo, klang es überraschend lebhaft aus dem Telefon, ich habe Karten für das Tropicana. Nimm dir ein Taxi. Alle Taxifahrer kennen den Weg. - Meine Müdigkeit war verflogen, vorsorglich genehmigt ich mir noch einen doppelten Cafecito unten im Hotel für eine nachhaltige Wachheit für  wohl weitere fünf Stunden Nightshow.

kuba-havanna-tropicana-radecke-cubaRoberto stand schon winkend vor dem Eingang des Tropicana. Neben ihm ein Compañero, dessen Name ich vergessen habe. Das war ein besonders lustiger Vogel, er lachte über jeden spanischen Satz von mir, wohl aus Höflichkeit. Er war sehr groß für einen Kubaner, bestimmt 1.90, hellhäutig und fast mager, dafür aber mit einem Stimmvolumen, mit dem er nicht geizte.
Der Eingang zum Cabaret Tropicana stand in keinem Verhältnis zur großen und weiträumigen Anlage dahinter – mit rund 1000 Sitzen im Auditorium und einer riesigen Bühne in mehreren Ebenen, alles unter freiem Himmel. Motto: Ein Paradies unter den Sternen. Der Begriff „Cabaret“ ist nicht zu verwechseln mit unserem „Kabarett“ hier, dort bedeutet es im Wesentlichen: Nightshow. Es gab viele in La Habana, aber dieses war etwas Besonderes. Damals mit 160 Darstellern, die Shows eine Mischung aus Musik, Gesang, Tanz, afrokubanischen Rhythmen und Aufführungen - und viel karnevaleske Kostümierung. Und die wohl schönsten Mulattinnen der Insel, fast alle gertenschlank - außer einigen Sängerinnen, die das Fett wohl zu Polsterung der Stimme benötigten. Keine schien sehr zu schwitzen, obwohl es jetzt zwei Stunden vor Mitternacht immer noch sehr warm und schwül war.

Glück für mich und meine Fotos: Wir hatten einen Tisch in der ersten Reihe des weiten Auditoriums. Das hatte ich wohl meinem „Status“ als eine Art Staatsgast zu verdanken. Bezahlen musste ich aber trotzdem. Ich glaube, es waren 30 Dollar Eintritt mit zwei freien Drinks. Dabei blieb es verständlicherweise nicht. So nach einer Stunde Show, in der Pause, orderte ich in Erinnerung an den letzten Abend selbstbewusst und erhobenen Hauptes:
Una mulata, por favor! Grinsen bei Roberto und „Compañero”. Roberto : Cuidado, Arnulfo, Vorsicht!
kuba-havanna-tropicana-rädecke-cuba kuba-havanna-tropicana-rädecke-cuba kuba-havanna-tropicana-rädecke-cuba kuba-havanna-tropicana-rädecke-cubakuba-havanna-tropicana-rädecke-cubaWährend ich so meine erste Mulata wegnippe, in Erwartung des zweiten Teils der Show und einer weiteren Mulata, steht der Mund von „Compañero” nicht still. Er erzählt mit Händen und Füßen Witze, blickt belustigt abwechselnd zu Roberto, dann zu mir, wohl in der Annahme, ich würde alles verstehen. Das war ein Irrtum. Einige Wörter kamen mir irgendwie bekannt vor, aber bei der Geschwindigkeit musste ich passen. Die Pointen entgingen mir völlig. Wenn Roberto lachte, lachte ich auch, am lautesten lachte Compañero.
Nach fulminanten Gesang- und Tanzdarbietungen, Hüften- und Beineschwingen, viel nackter brauner Haut mit stofflicher Minimalabdeckung und viel Theatralik wurden afrokubanische Riten der „Santería“ vorgeführt, vergleichbar den Voodoo-Riten aus Haiti.
Letzteres erlebte ich später am Ende der Rundreise noch einmal, aber hautnäher, in kleinerem Kreis und ziemlich blutig. (Hier)

kuba-havanna-tropicana-rädecke-cubaNach Mitternacht fing dann das Programm für die Kubaner an, vorher war alles eher für die Touristen. Dazwischen und danach konnte auch das Publikum das sozialistische Tanzbein schwingen. Ich schwang nicht mit. War einfach zu müde. Als Tanzmuffel hätte ich auch mehr auf die Füße der Mitstreiterin getreten, ich war kein Salsero, kein Salsatänzer, zu Hause auch nie ein Walzero, also ließ ich es.
Ich sagte bald müde Adiós und Roberto war auch kein Tänzer, wir nahmen ein Taxi zurück.


"Compañero“ dagegen war immer munterer geworden, klopfte mir beim Abschied geistesabwesend aber lachend auf die Schulter und wünschte mir eine gute Reise. Ich denke, er hatte noch eine erfolgreiche revolutionäre Tanzstrecke im Tropicana, hatte er doch schon während der Shows sehr interessiert und wählerisch zum langhaarigen Publikum geblickt, der schlanke Schlawiner.

 

 

 

Musikbeispiele Kuba (externe Links): Carlos Puebla (David y Goliath, Revolutionssong) - Trio la Rosa (La fiesta de los ratones)  -  Son de la Loma  -  Guajira linda (Celina Gonzales) -

 

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