logo-egodos

zur startseite egodos zur übersicht kuba zur übersicht panamericana start kanadausa start europa

  < 11  Cienfuegos, Jagua und die Straße der Krebse 13  Santiago - der Präsident und Fidel Castros Einstand >  

 

Trinidad

kuba-cuba-trinidadTrinidad ist eindeutig das koloniale Kleinod der Insel und mit Recht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.  Seine erhaltene Ursprünglichkeit ist auch der Tatsache geschuldet, dass das Städtchen erst 1950 an das feste Straßennetz angebunden wurde.  Zu Beginn der spanischen Kolonialzeit lebten die wenigen Siedler vom Goldwaschen mit indianischen Zwangsarbeitern, die auch der Priester Las Casas,  der die Gründungsmesse las,  für seine Ländereien in der Nähe einsetzte.  Vielleicht erkannte er hier die Unmenschlichkeit der Behandlung und wurde zum berühmten, wenn auch meist erfolglosen, Verteidiger der Indianer.  Alle träumten damals vom Gold, nicht von Kuba und viele folgten daher vom Hafen Casilda aus dem Eroberer Cortés nach Mexico. Die Zurückgebliebenen  profitierten später vom Sklavenhandel, Tabakanbau und Viehzucht, besonders jedoch von Zuckerrohranbau. Rund 50 große Plantagen und Fabriken entstanden östlich im Valle de Ingenios. Der  hoheTurm von Iznaga zur Überwachung der Arbeiter ist noch erhalten. Ende des 19. Jh. waren die meisten Fabriken längst niedergebrannt oder die Ländereien aufgesplittert und verkauft. Der Reichtum der Zuckerrohr-Zeit schuf die Villen von Trinidad. Ein Zuckerbaron wollte seine Gemächer sogar mit Gold- und Silbermünzen tapezieren – die spanische Krone untersagte es.  Anfang des 20. Jh. geriet Trinidad zunehmend in Vergessenheit.

kuba-cuba-trinidad kuba-cuba-trinidad-plaza-mayor

 

 

 

Viele koloniale vorkragende Fenstergitter, rejas, sind noch erhalten. Ursprünglich waren sie aus Holz (linkes Bild), später aus Eisen. Sie boten Sicherheit und Durchlüftung zum Patio. Gleichzeitig sind sie aber auch ein gelungener Kompromiss von Intimität und Öffentlichkeit. Besonders für die Frauen. Sie konnten unbehelligt das Leben auf der Straße links und rechts verfolgen und ein Schwätzchen mit den Passanten halten.

kuba-cuba-trinidad kuba-cuba-trinidad-fenster

 

 

Das oft noch erhaltene Kopfsteinpflaster der Straßen neigt sich zur Mitte, damit die häufigen starken Gewittergüsse schnell abfließen können. Die Steine wurden meist als Schiffsbalast bei Leerfracht mitgebracht. An den Straßenecken sind mitunter Kanonenrohre versenkt, die Fußgänger und Häuser vor wild gelenkten Kutschen schützten.

kuba-cuba-trinidad-strasse kuba-cuba-trinidad-strasse kuba-cuba-trinidad-gasse

 

  kuba-cuba-trinidad-mutter_mit_kind kuba-cuba-trinidad-schule-kinder kuba-cuba-trinidad-jungen

 

  kuba-cuba-trinidad-postigo

kuba-cuba-trinidad-schwein

         Auch ein Schweinchen muss mal Gassi gehen

kuba-cuba-trinidad-fenster

 

  kuba-cuba-trinidad-domino kuba-cuba-trinidad kuba-cuba-trinidad-kreuz

 

 

Eine heilige Jungfrau und der Dank Hemingways

Jetzt gleich ein Weitsprung in den Osten der Insel, kurz vor Santiago.
Eigentlich muss man noch „de Cuba“ anhängen. Denn Santiago ist ein häufiger Name für Orte in Lateinamerika, z.B. Santiago de Chile. Mit dem Schrei „Santiago!“ - das war und ist ihr Nationalheiliger, der Apostel Jakob d. Ältere mit Grab in Santiago de Compostela -  stürmten die Spanier bei der Eroberung in die Kämpfe gegen die Ureinwohner.
Doch erst einmal besuchten wir die Kupferjungfrau. Die Kathedrale der Virgen del Cobre thronte weithin sichtbar auf einem kleinen Berg eine halbe Stunde vor Santiago de Cuba. Sie war die Nationalheilige Kubas, aber ich war in einem kommunistischen Land und Roberto hätte als Sozialist nie und nimmer von sich aus angeregt, die holprige Nebenstraße dorthin zu nehmen. War nicht vorgesehen und Teo hätte wohl auch scheel geblickt, hätte Roberto von sich aus vorgeschlagen: Guck dir doch die Jungfrau an! Aber ich drängt sie beide dazu. Media hora, por favor! Eine halbe Stunde nur! Es wurden zwei Stunden.
Schon die ersten Spanier ließen die Indianer im Kupferbergwerk zu Füßen der späteren Kathedrale schuften und sterben, dann trieb hier ein Deutscher importierte Negersklaven zur Arbeit an. Kupfer für die spanischen Kanonen. Als das Erz zur Neige ging, profitierte die Katholische Kirche von den Wallfahrern und wurde reicher – zu Füßen der Kirche liefen die Arbeiter weiter in Lumpen. Darauf wies mich Roberto dann ausdrücklich hin und ich nickte.
kuba-cuba-kupfer-virgen-del-cobreDie schwarzen „Kumpel“ hatten die Kupferjungfrau trotz oder wegen ihrer Armut angebetet, vielleicht auch, weil ihre geschnitzte Statue ein dunkles Gesicht hatte. Aber so ganz waren sie wohl von ihrer christlichen Güte nicht überzeugt. Sie verwandelten sie schnell in eine Göttin ihres Voodoo-Kultes, auf Kuba Santería genannt. Flugs wurde die Jungfrau zur rassigen Mulattin Ochún, eine Göttin der Blumen und des Kinderkriegens. Christliche Barmherzigkeit praktisch umgewandelt. Wer zur Virgen betete, rief auch gleichzeitig Ochún an: Bitte ein Baby!

  kuba-cuba-virgen-del-cobre kuba-cuba-cobre-votiv

 

 

kuba-cuba-cobre-hemingway-nobel-medaille

 

Ich war sehr neugierig und schaute mir die Votivgaben der Wallfahrer hinten in der Kirche genau an.
Unter den Dankesgaben, zwischen Miniaturbeinen und -armen der anscheinend geheilten Pilger, prangte die Nobelpreis-Medaille von Ernest Hemingway von 1954. Er hatte sie selbst der Jungfrau gewidmet, er, der seinen Nobel-Roman „Der Alte und das Meer“ auf Kuba schrieb. 20 Jahre lebte er mit Unterbrechungen auf der Insel und soll gesagt haben, dass sein Nobelpreis auch Kuba gehöre. Wie edel!
Ich spendete der Virgen einige Pesos. Wenn schon so berühmte Leute ihr dankten, wollte ich mich nicht lumpen lassen.

.

 

  < 11  Cienfuegos, Jagua und die straße der Krebse 13  Santiago - Der Präsident und Fidel Castros Einstand >