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 < 7  Tabak zu Füßen der Orgeln - gerollt von fleißigen Händen   9  Schönes neues Indianerdorf Guamá - "Müllmänner" und Krokodile >  

 

Teo trommelt kubanisch - Schwarze Schweinchen und ein Flachmann

Am Abend nach dem Besuch der Tabakfabrik saßen wir alle zusammen an der Bar des Hotels - Roberto, Teo und ich, später kam auch noch Juan, lächelnd und mit der Na-hat-doch-alles-geklappt-Miene. Ich zeigte mich barmäßig spendabel, anerkennendes Nicken der anderen, und bestellte für alle Daiquirís, den Regel-Cocktail neben dem Mojíto und auch typisch kubanisch.
Für Cocktail-Freaks, ganz einfach: 5 Teile weißer Rum, hier Havanna Club, ca. 3 Teile Limettensaft (Zitrone tut es zur Not auch), 2 Teelöffel Zucker – alles im Shaker mit Eisschnee schütteln, abseihen. Bei großer Hitze Eisschnee mit ins Glas, sorgt allerdings bald für einen flachen Wasser-Daiquirí.
Unvermeidlich, dass ich noch einige weitere Runden spendierte, ich, der Kapitalist. – Noch einen, Roberto? – Schon alle, Teo?-  Der Barkeeper, ein junger Schwarzer, war froh in Aktion zu treten und shakete munter drauflos. Im Barraum saßen nur noch zwei weitere Kubaner, die sich offenbar Witze erzählten. Ab und zu schallendes Gelächter.
No hay problema, compañeros, Prost!
kuba-cuba-trommler-bongoseroAlle waren es zufrieden, claro, lernten das deutsche Prost und prosteten zurück, die Daiquiris vermehrten sich, bekamen Kinder und Enkel. Arnulfo zahlte ja. Ich verlor den Überblick, die Rechnung war entsprechend. No hay problema!
So beim dritten Daiquirí starrte Teo plötzlich in eine dunkle Ecke des Raumes und rief erfreut:
Ah, Congas, Tumbadoras!
Ich folgte seinem Blick und konnte zwei längliche, große Trommel erkennen, auf dreibeinigen Gestellen. Teo sprang auf, lief hin und zog die Trommeln an die Bar.
Dann legte er los. Seine Hände wirbelten. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Auch Roberto und Juan machten große Augen und fingen an im Rhythmus zu nicken. Der Barkeeper hatte eine gute Idee, er zog einen Kassettenrecorder hervor, legte ein Salsaband ein, drehte laut auf. Und Teo fand den perfekten Trommelrhythmus dazu. Alle staunten und auch die witzelnden Kubaner schauten herüber.
Teo kam ins Schwitzen, nur seine Hände blieben trocken. Seine Linke gab die Grundschläge, seine Rechte flitzte zwischen den Trommeln hin und her. Alle waren in Hochstimmung. Schlecht für meinen Geldbeutel. Der Keeper kam kaum mit, schüttelte aber schon im Rhythmus der Trommeln. Ich glaube, es war nach Mitternacht, als Teo zufrieden die Hände sinken ließ und die Trommeln zurück in die Ecke stellt. Seine Augen glänzten und in unseren Augen war er ab jetzt nicht nur Fahrer, sondern auch Musiker.
Die Daiquirí-Rechnung am nächsten Morgen nahm ich in leichter Katerstimmung gelassen.

<-- Das ist nicht Teo

Am nächsten Morgen wurde es etwas später. Verständlich. Roberto schlich heran, ich folgte ihm, noch mit der Cocktail- und Hotelrechnung in der Hand. Meine Übernachtungen musste ich ja selber zahlen. Teo war der Wachste von allen und saß schon im Wagen. Juan auch.
Teo drehte den Zündchlüssel, noch einmal und ein zweites Mal, der Lada wollte nicht. Roberto tönte verschlafen und sarkastisch: Teo, schmeiß die Trommeln an! Teo war wenig amüsiert. A ver, mal sehen, brummte er und tauchte unter die Motorhaube. Auf sein Zeichen drehte Robert den Zündschlüssel und der Lada war kuriert, Teo sei Dank, nicht nur Musiker und Fahrer, auch guter Mechaniker.
kuba-cuba-bauerDie Straße führte hinein in die Weite der Landschaft, Kubaner warteten an der Straßenseite auf den Bus oder auch auf eine Mitfahrgelegenheit, überhaupt kein Problem, die meisten Autofahrer zeigten sich großzügig, sie wussten selbst, wie es war ohne Auto. Für sie war ein Auto ein besonderes Privileg, sie halfen den Landsleuten gerne. Ein paar Pesos verachteten sie allerdings nicht.
Juan war mitgekommen, nicht ganz ohne Eigennutz. Einige Kilometer hinter Pinar del Río ging es auf einem Feldweg zu einem Bauernhof. Er wollte mir hier die schwarzen Schweinchen zeigen, eine Besonderheit dieser Region. Das Fleisch dieser stolz benannten Herculi porci galt als Delikatessen, die kleinen Schweinchen suhlten sich nichtsahnend unter Palmen vergnügt im Schlamm. Juan machte seinen Deal, kaufte ganz nebenbei ein Schweinchen. Der Bauer war es zufrieden, ich glaube, Daniel war sein Name.
Juan hatte eine Mitfahrgelegenheit zurück und unsere Fahrt ging weiter.

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Kubanischer Landwirt bei Pinar del Río -->

Kleine Dörfer und Bauernhäuser zogen vorbei. Auf den überdachten Veranden links und rechts der Eingangstüren saßen oft Bewohner in ihren sillones, einfachen hölzernen Schaukelstühlen. Einer spielte seinem Enkel Gitarre vor. Der Kleine klatschte begeistert den Rhythmus, bevor er uns sah.

 

 

 

kuba-cuba-transport-zuckerrohrkuba-cuba-erntehelferDie Ernte musste auch eingebracht werden. Es war üblich, dass  dafür auch Freiwillige und Unfreiwillige herangezogen wurden, auch aus den Städten. Das normales Arbeitspensum wurde unterbrochen, Büroarbeit blieb liegen, egal, sie mussten z.B. Zuckerrohr schneiden, koste es was es wolle. Zucker war der wichtigste Wirtschaftsfaktor.

Teo fuhr den Lada auf der Carretera Central fast bis La Habana zurück, dann unweit südlich der Metropole ging es nach Osten, auf der fast ausgestorbenen Autopista. Ich  konnte  die Wagen zählen, sehr wenige kamen uns entgegen, nur einer überholte uns – zum Ärger von Teo, der viel auf sein Gefährt hielt. Noch dazu war der überholende Frechling ein Oldtimer aus der Vor-Revolutionszeit, von denen es noch viele aus Ermangelung neuwertiger Autos  gab. Sein rechtes Schutzblech flatterte beschwingt in Fahrwind.
Teo fluchte und holte eine handlange Flasche heraus, eine Art Flachmann, und tat einen langen Schluck. Seine linke Hand mit der erkalteten Zigarre verweilte verlässlich am Steuer. Irgendetwas Dunkles schwappte in der Flasche.
Roberto und ich schauten uns erstaunt an. Roberto zwirnte, ich hob die Brauen. Jeder von uns beiden hatte den unguten Gedanken, dass Teo trank. Und das als staatlicher Chauffeur am Steuer eines staatlichen Wagens. Bedenklich! Und unsere Sicherheit?
Teo schielte zur Seite, steckte die Flasche zurück. Er hatte unsere Blicke bemerkt und grinste.
Keine Sorge, nur Café Criollo.
Ah, Roberto hatte verstanden, ich nicht.
Roberto erklärte. Aber eigentlich nur unwillig auf meine direkten Fragen. Aber ich hatte schon früher bemerkt, dass Kaffee für Touristen und Einheimische auf Kuba nicht gleich Kaffee war, oft recht muckefuckig schmeckte. Dann hast du sicher einen Café Mezclado getrunken, sagte Roberto etwas zögernd, da sind Fremdröstprodukte drin, da oft nicht genügend echte Bohnen verfügbar sind. Also eine Sparmaßnahme im armen Kuba, dachte ich. Café Criollo oder Café Cubano war starker, gesüßter Espresso, der relativ seltener erhältlich war.
Apropos „süß“. Die Kubaner sind süß! Mehrere Teelöffel landen im Espresso, mehrere sogar im Orangensaft und auch in der Milch. Es ist eben die Zuckerinsel und es ist bei dem Eigenkonsum erstaunlich, dass noch Zucker für den Export übrig ist!

 

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