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Musik mit typischen Instrumenten (externe Links): Charango solo - Charango und Quena-Flöte- Charango u. Sikus (Panflöten)

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La Paz und der Hexenmarkt

Es ist schon dunkel, als wir La Paz erreichen. - Die Hauptstadt Boliviens liegt in einem riesigen Talbereich. Von der Abbruchkante des Altiplano  in rund 4000m fährt der Bus in  Serpentinen hinunter in die Stadt, die wie ein weites Lichtermeer unter uns liegt. Mit seinem Zentrum in ca. 3500m ist La Paz die höchste Hauptstadt der Welt. Die Tallage mildert das unwirtliche Klima des Altiplano, die besseren Wohngebiete noch einmal  500m tiefer haben das angenehmste Klima der Stadt. - Die späte Stunde zwang uns, das nahe Hotel Andes zu nehmen, preiswert wie alle Hotels an den Busbahnhöfen, mit 27 Pesos p. P. etwas mehr als 1 US$, aber immerhin mit heißer Dusche. Während des Rundgangs am nächsten Tag geraten wir in eine Studenten-Demonstration. Von einem Truck wird Tränengas geworfen, wir flüchten in eine Bibliothek und halten Taschentücher vor Mund und Nase. Die Augen brennen. Erst nach 20 Minuten können wir weiter. Die politische Lage schien angespannt. Als wir spät am Abend von einer Musikaufführung mit Quena-Flöten kommen, sind die Straßen wie leergefegt, Soldaten halten uns an, es ist Ausgangssperre, toque de queda. Unfreundlich, aber sachlich, werden wir aufgefordert, schleunigst das Hotel aufzusuchen.

 

Der mächtige, schneebedeckte Illimani, 6500m, war fast ständig zu sehen.

      Auf dem Mercado de Hechecería, dem Zauber- oder Hexenmarkt, offenbarte sich der archaische Glaube der Indios. Christliche Abhilfe war wohl weniger erfolgreich gewesen - Körner, Kräuter und Essenzen versprachen dann bessere Abhilfe gegen Krankheiten und Unpässlichkeiten. Hatten die katholischen Heiligen nicht geholfen, dann war die alte Magie angesagt. Getrocknete Lama-Embryos, in das Fundament eines Hauses gemauert, versprachen Glück (ganz l.). Auf allen Indiomärkten Lateinamerikas gab es diese Mittelchen - nicht gerade ein Erfolgsbeweis der christlichen Mission.
Kauen der Cocablätter führt wohl nicht zur körperlichen Abhängigkeit, wohl aber das chemisch gelöste Kokain. In östlichen Tiefland wird es illegal für den Drogenmarkt produziert. "Mate de coca", Tee aus den Blättern hilft gegen Soroche, die Höhenkrankheit, da er die Sauerstoffverwertung verbessert. Den Incas diente Coca zum Kult, den Kolonial-Spaniern zur Stärkung der Indio-Sklaven.   Coca-Blätter standen hier und auch sonst auf Märkten in großen Säcken zum Verkauf. Die Nachfrage schien groß zu sein. Die Verkäuferinnen machten einen wohlhabenden Eindruck. Man sah viele Blätter kauende Indios mit einer "dicken Backe" - Kalk aus Pflanzenasche in der anderen löste die Wirkstoffe aus den Blättern. Betäubung des Verdauungstraktes gegen Hunger und für Ausdauer beim Arbeiten. Ein uraltes Mittel der Ärmsten im Kampf des Alltags.
     

Mit dem Bus von La Paz nach Potosí

Diese Strecke - Ruta 1 - ist eine Anden-Alternativroute der Panamericana und ist natürlich weit interessanter als die wüstenhafte Küstenstrecke. Es wäre eine Dummheit gewesen, sie nicht zu fahren.

In La Paz hatte ich Brian kennengelernt, einen Iren, von Beruf Lehrer, der nicht in das entsprechende gängige Schema passte. Er führte eine Geige mit sich, im Koffer, und erzählte, er habe als Straßenmusikant seine Reiskosten weitgehend erspielt. Ich glaubte ihm, obgleich ich ihn nie spielen sah. Seinen Geigenkasten hütete er wie einen Augapfel. Er war auch stolz auf eine winzigen schwarzen Klumpen Curare, das Pfeilgift der Amazonas-Indianer, mit dem sie die Jagdtiere lähmten. Brian war vorher im peruanischen Amazonas-Tiefland, wo er den Giftklumpen erstanden hatte. Sein Endziel war Brasilien, meins auch, also fuhren wir zusammen.

 
     

Der bolivianische Altiplano, die Hochebene auf durchnittlich 3600 Metern, erschien unwirtlich und gefühlt unwirklich, wie ein sonnenharter Traum. Das gelblich-trockene Ichúgras überall, kahle Berghänge in der Ferne. Strohgedeckte Lehmhütten, staubige Straße bis zum Horizont. Wovon lebten die Indios hier? Lamaherden? Kartoffeläcker? In dieser Höhe gedie wenig. Vielleicht noch Quinoa, auch Inkakorn genannt. Extreme Armut war vorprogrammiert. Hilfe für sie gab es nur in wortreichen Wahlversprechen, nach der Wahl war meist alles vergessen. Apropos Kartoffeln, die ja aus den Anden nach Europa kamen. Sie schmeckten mir in den Anden Kolumbiens am besten. Herrlich die dampfenden Pellkartoffeln, die als Snack durch die Busfenster gereicht wurden.

 

Ich habe keinen Bus gesehen, der nicht leicht oder stärker lädiert war. Von den Reifen ganz zu schweigen. Aber sie taten ihren Dienst. Die Indios saßen meist schweigend. Die Kinder hatten aber alle Freiheit. Ein Mal sah ich, dass ein Indio seinen Platz für einen "Weißen" freiwillig frei machte. Das gab es also auch noch.

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  In Oruro stiegen wir aus. Eine Übernachtung. Einfach und billig, wie immer. Im Zimmer auch vorhanden: vier Decken für jeden, das war nötig, denn nachts wurde es recht kalt, Heizung gab es natürlich nicht. Hier waren die Temperaturunterschiede Tag-Nacht weit größer als die der Jahreszeiten.

 

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Der Cerro Rico, der Reiche Berg von Potosí, 4800 Meter hoch, war weithin zu sehen. Völlig kahl und tausendfach durchwühlt, innen und außen.  Zu Kolonialzeiten machte der Silberberg die Stadt zu einer der damals größten und reichsten weltweit. Er war die größte singuläre Silberquelle der Spanier, erkauft mit dem frühen Tod von zigtausend Indio-Zwangsarbeitern in den Minen. Einige Autoren sprechen sogar von Millionen. Als die Silberadern zur Neige gingen, förderte man besonders Zinn und auch Kupfer. Die drei Mineralien sind bis heute Hauptprodukte von Potosí. Am Berg sah ich viele Indios, die den Abraum in mühseliger Knochenarbeit noch einmal nach Mineralien durchsiebten und durchschwemmten in der Hoffnung auf magere Ausbeute. Auch Kinder "schürften" mit. Die Armut der Familien war zu groß.

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Für uns Touristen gab es die Möglichkeit, in einen Minenstollen einzufahren. Die „Ausrüstung“ wurde gestellt. Es hieß, dass die Eintrittsgelder den  Arbeitern zugutekommen würden. Hoffentlich stimmte das. Viel sah man nicht in den Stollen, jedenfalls keine hart arbeitenden Mineros.

Und plötzlich waren wir völlig in Staub eingehüllt, eine Detonation irgendwo, alle husteten, nahmen Taschentücher und hielten sie sich vor Mund und Nase. Ich kann kaum atmen. Ich sehe meinen Nachbarn nicht mehr. Das war sicher nicht eingeplant. Angst kam auf.  Gottseidank war es auf der Rückfahrt aus dem Stollen. Draußen angekommen atmeten alle auf.  Wenn so etwas schon bei Besucherfahrten geschieht, konnte ich mir vorstellen, dass die Arbeitsbedingungen für die Mineros nicht gut waren. Tatsächlich galten sie als mangelhaft, unzureichende Schutzkleidung, Sicherheit  kleingeschrieben, Staublunge vorprogrammiert. Als ich später in einer Kneipe einen Indio nach Kinderarbeit in den Minen fragte, sagte der nur: Ab und zu. Die Familie sind ganz arm. Es geht ums Überleben.

 
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