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Berry, der Franziscaner, und Beckenbauer als Mexico-Einstieg


Berry war Student, ich hatte ihn in Toronto, Kanada, getroffen und er hatte zu mir gesagt:  Arn, wenn du mal nach Frisco kommst, komm vorbei.  Jetzt war ich da, in San Francisco, er gab mir eine Matratze, auf der ich in seiner Studentenbude nächtigen konnte, und ich blieb zwei Wochen. Dann schmiss er mich freundlich raus. Kein Wunder, denn ich hatte ihn nur zwei Mal zum Mextex-Essen eingeladen. Oder war er down, weil seine Freundin ihm Goodbye gesagt hatte?
Immerhin sah ich einiges von San Francisco. Berry zeigt mir Sausolito, das Künstlerviertel, wir fuhren  in einem Cable Car, wir gingen ins Hard Rock Cafe, angesagte Adresse der Schwulenszene, wo ich die längsten silbrig schimmernden Eyelashes der Welt zu Gesicht bekam. Keiner sprach uns an. Sah man, dass wir Heteros waren? In der Nähe von Gerrys Zimmer „jagte“ ich in meinem Mietwagen vorsichtig die berühmten Terrassenstraßen hinab.  Aber mein kleiner Toyoto war eben kein Bolide. Auf rauchende Reifen verzichtete ich zugunsten der Mietwagenfirma. Gerry war Biologiestudent und spannte mich zum Gräsersammeln unter der Bay-Brücke ein. Ein prickelnder Schauer von Langeweile übermannte mich, als ich mit ihm Blattansätze und Fruchtstände in seine Statistik transferierte. Zur Bio-Entspannung gab es Abende mit anderem Gras, nämlich mit „grass“, vulgo Marihuana -  kein Rausch, nur angenehmes Zungenlockern, ich konnte ein paar Gitarrengriffe und alle waren happy.
Dann erschien das Gold der Inkas am Horizont. Nein, keine Grass-Halluzination. Bevor Gerry mich rausschmiss, hatte er für mich Studenten ausfindig gemacht, die mit dem Wagen nach Peru fahren wollten. Ich traf mich mit der schönen Barbara, einer Freundin der Freundin von Berrys Freund, die mit zwei  Kommilitonen diese Reise plante.  Gold der Inkas? Und wo? – Na, in Peru, naturally. Und wo dort? –Na, in den Höhlen, no doubt.  Und wo sind die? – We´ll find out.  Auch dass es keine Straßenverbindung von Panama durch die Landenge von Darién nach Kolumbien gab, schien Barbara nicht sonderlich zu belasten.  Das reichte mir und ich beschloss, alleine weiter zu reisen gen Süden. Und das war sehr gut so, in der Rückschau gesehen.
Also fuhr ich im Greyhound zur Grenze vor Mexicali – nicht sehr angenehm.  Greyhound-Busse waren  rollende Blechbüchsen mit kleinen  Fenstern. Wenn die Gast-Sardinen sich dann endlich befreien können, empfängt sie oft ein schmuddeliger Busbahnhof mit rußigem Benzingestank. Eben ein drittklassiges Transportmittel für Ärmeren. Und für geldknappe Touristen wie mich.
Es war Nacht, als ich ankam. Dann am Grenzübergang keine Probleme, nur stundenlanges müdes Warten auf ausgeschlafene Beamte. Mit energischem Knall landete der Einreisestempel in meinem Pass, das Visum hatte ich mir schon in San Francisco besorgt.  Mein inzwischen gewachsener mexikotauglicher Schnauzbart wich vom Passfoto ab, was den Passbeamten nicht störte, er hatte selbst einen weit mächtigeren. Er grinste mich an: Ah, aleman! Beckenbauer! – Ich lächelte zurück und war erfreut über die Verbreitung deutschen Kulturgutes. Wenn das so weiterging, würde ich gut motiviert am Reise-Ball bleiben. Vielleicht sogar in die Verlängerung  gehen. Aber ein Jahr Lateinamerika reichte mir dann doch völlig.


Im Hippie-Abteil – Mit der Bahn rein nach Mexico


mexico-bahnRein durch Zufall geriet ich in ein Abteil mit jungen Leuten.  Sie alle hatten  ihre großen Backpacks in die Ablagen gewuchtet. Ich selbst reiste nur mit einer größeren  Hängetasche mit Minimalinhalt. Eine Hose und zwei Hemden zum Wechseln, alles wash and wear, nicht sehr klimafreundlich, aber praktisch zum Selberwaschen. Ein Paar Sandalen dazu und das andere nötige Kleinkram. Die Travellerschecks und Kopien meiner Dokumente trug ich in einer flachen Tasche unter der Kleidung, größere Geldscheine im Geldgürtel.
Mir gegenüber saß Rick, hinter seinen Geheimratsecken floss eine  blonde Lockenmähne bis über seine Schultern. Er kam aus Vancouver, arbeitete immer sechs Monate im Jahr als gut bezahlter Kranführer und machte sich dann davon gen Süden nach Mexico.  Am Fenster saß Marvin und döste die meiste Zeit. Nur wenn ein Joint kreiste, wurde er hellwach.  Er wollte einen Bewusstsein verändernden Pilz, den Peyotl, in den Bergen Nordmexicos suchen. Er hatte Carlos Castaneda gelesen. Ein unscheinbares Pärchen war auch im Abteil, erst nach einiger Zeit wurde es redseliger und entpuppte sich als „Kinder Gottes“, eine Sekte. Beide waren auf der Flucht vor dem Kometen Kohoutek, der die USA vernichten würde. Ihr Guru MO schickte sie zur "Sicherheit" nach Peru. Ich sah sie später in Mexico City wieder, wo sie Handzettel mit den Prophezeiungen von MO verteilten.
bahn_mexico

 

Auf langen Bahn- und Busfahrten in Lateinamerika kann man nicht verhungern. Auch auf dieser Fahrt kam das Essen zu den Reisenden und zwar durch die Fenster.  Immer wenn der Zug mit schrillem Pfeifton in einen Bahnhof einfuhr, hörte man schon die lauten Rufe der Verkäufer auf dem Bahnsteig, meist Frauen oder Kinder, die kleine duftende Happen bis zu dampfenden kleinen Mahlzeiten anpriesen und durch die Fenster reichten. Fastfood der schmackhaften Art. 

Man musste Kleingeld zur Hand haben. Rick bezahlte einmal  mit einem größeren Pesoschein, doch bevor die Verkäuferin herausgeben konnte, fuhr der Zug schon an. Pech für Rick. Er fluchte, wir anderen feixten.

Anfangs war es noch dunkel und Marvin stand mehrmals auf, starrte angespannt durchs Fenster in den Sternenhimmel und vermeldete dann: Dort - das Kreuz des Südens, Acrux, Becrux, Decrux. Wir schauten skeptisch, aber Marvin schwor bei seinem Joint. Er stieg bald in einem gottverlassenen Bahnhof aus und wir wünschten ihm angenehmes Pilzesammeln.

 

 

 

 

 

 

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